MUSIKREVIEWS.DE - "Before my eyes" Review-
Written by: Steve Braun.
Es
ist schon manchmal hochinteressant, was über den MySpace so alles den Weg auf
meinen Schreibtisch findet: J.C. CINEL ist einer, den man ansonsten eher aus den
Augenwinkeln wahrnehmen würde.
Gut, ein völlig unbekanntes Gesicht ist das nicht. Ich sah den Italiener bereits
mit seiner Band WICKED MIND auf DEM Jam-Rock-Festival in Germany schlechthin,
dem Burg Herzberg Festival in der Nähe von Fulda. Nicht nur damals war er mit
seinen Landsleuten von W.I.N.D. unterwegs, mit denen ihn nicht nur
freundschaftliche Bande sondern auch die Liebe zum Southern-Rock eint.
Während Giuseppe, wie J.C. bürgerlich heißt, mit den WICKED MINDS eindeutig
progig-psychedelische Klänge bevorzugt, geht er auf Solopfaden völlig andere
Wege. Anfang 2008 siedelte er sich in Nashville/Tennessee an, um mit JOHNNY NEEL,
ebenfalls einem dicken Buddy von W.I.N.D., fleißig zu musizieren. Wer nun
allerdings auf „Before My Eyes“ Ausflüge in den Country-Rock erwartet, liegt
völlig falsch. Das vorliegende Album klingt viel eher nach San Francisco – nach
„Blumen im Haar“ also.
Man hört schmissige Abrocker mit feinsten Harmony-Vocals, wie sie in den 70ern
von den DOOBIE BROTHERS und den EAGLES zu hören waren. Westcoast-Rock nannte man
diese Stilrichtung in den goldenen 70ern. Erinnerungen an Linda Ronstadt, Joe
Walsh, Jackson Browne und James Taylor sowie CSN&Y werden wach, wenn man den
Midtempo-Balladen J.C. CINELs aufmerksam zuhört. Gelegentlich schimmert, wie bei
„Sweet Dream“, sogar noch etwas STYX’sche Romatik durch. STYX war eine der
US-Bands, die den jungen J.C. CINEL seinerzeit am stärksten beeindruckt hatte.
Am besten kommt sicherlich „Brush My Cymbals“ bei mir an, das sich nach einem
bluesigen Harp-Intro zu einem bärenstarken Rocker mausert. Feinstes Arrangement
zeichnet diese mit Abstand härteste Nummer auf „Before My Eyes“ aus. Die
ebenfalls wunderschön arrangierte Ballade „Voices From Nowhere“ steht dem kaum
nach. Hier kann man sich noch einmal von dem einzigartigen Sound des
MiniMoog-Synthesizers verzaubern lassen. Sehr schön auch der Einstieg in dieses
Album mit dem Ohrwurm „Ships In The Wind“ und dem rotzig-frechen Abrocker „Feel
The Moment“. Letzterer hätte ohne weiteres auf einem der Klassiker der DOOBIE
BROTHERS erscheinen können.
Kleine Anklänge an den good ol’ Southern-Rock mit feinen Slide-Einlagen sind auf
„What I See“ zu hören. Völlig klar, dass mir persönlich noch mehr solcher Songs
gefallen hätten.
FAZIT: „Before My Eyes“ ist ein schönes Album ohne Fehl und Tadel, das jedem
Classic-Rocker gefallen dürfte, geworden. J.C. CINEL hat diese schon seit
längerem erhältliche Scheibe im Rahmen einer Charme-Offensive noch einmal in
Erinnerung gebracht und damit einer längst tot geglaubten Stilrichtung frischen
Wind gebracht. Grazie, Signore!